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Forschungsstelle tagt zum Thema Online Glücksspiel

19. Symposium der Forschungsstelle Glücksspiel: Online Glücksspiel aus wissenschaftlicher Sicht

Die Forschungsstelle Glücksspiel der Universität Hohenheim traf sich im März zum 19. Mal. Der Fokus der Fachleute lag in diesem Jahr auf Online Glücksspielen.

19. Symposium Glücksspiel 2022

Die Forschungsstelle Glücksspiel der Universität Hohenheim

In der 2004 gegründeten Forschungsstelle Glücksspiel der baden-württembergischen Universität Hohenheim arbeiten Forscher aus verschiedenen wissenschaftlichen Bereichen wie Jura, Psychologie und Wirtschaft zusammen. Ziel der Forschungsstelle ist es, Glücksspiel aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu untersuchen. Die Ergebnisse ihrer Arbeit stellen die Wissenschaftler alljährlich vor.

Worum ging es bei dem Treffen?

In diesem Jahr fand der wissenschaftliche Austausch am 15. und 16. März statt. Da immer mehr Menschen im Netz spielen, galt das Hauptaugenmerk der Fachleute dieses Mal dem Online Glücksspiel.

Neben Vorträgen zum neuen Glücksspielstaatsvertrag von 2021 und der Gemeinsamen Glücks­spiel­behörde der Länder (GGL) war auch der Spielerschutz für Online Gamer ein zentrales Thema.

Durch den neuen Glücksspielstaatsvertrag (GlüStV) sind Online Spielotheken nun erlaubnisfähig, d.h. Glücksspiel wird endlich aus der gesetzlichen Grauzone geholt. Dafür müssen Slot-Anbieter zunächst eine Lizenz beantragen. Die Erteilung ist jedoch an gewisse Bedingungen geknüpft.

Voraussetzung für eine Lizenz ist unter anderem ein verbesserter Spielerschutz. Wie in Schleswig-Holstein, dem einzigen Bundesland, in dem Online Gewinnspiel bereits legal ist, werden Spielerdaten dann erhoben und gespeichert. Dadurch soll die Gefahr von Spielsucht eingedämmt werden.

Warum ist der Spielerschutz bei Online Glücksspiel so wichtig?

Beim Online Glücksspiel fehlt eine Aufsicht, die spielsuchtgefährdete Spieler rechtzeitig warnt. Im Gegensatz zu herkömmlichen Spielotheken, wo das Personal verpflichtet ist, Spieler mit einem auffälligen Verhalten anzusprechen, gibt es online kein derartiges Sicherheitsnetz.

Zwar unterliegen die Werbemöglichkeiten für Online Gewinnspiele nun gewissen Regeln, dennoch ist durch die Legalisierung mit einem Anstieg von beworbenen Bonusangeboten und Freispielen zu rechnen. Dies erfordert einen besseren Schutz Minderjähriger, denn Glücksspiel ist weiterhin erst ab der Volljährigkeit legal.

Infografik: Glücksspiel findet zunehmend im Netz statt | StatistaInfografik: Glücksspiel findet zunehmend im Netz statt (Quelle: Statista)

Ähnlich wie bei Zigarettenwerbung gibt es für Glücksspielanbieter im Netz daher gewisse Auflagen, die beachtet werden müssen. Dazu gehört zum Beispiel ein Verbot von Werbung zwischen 6 und 21 Uhr. Damit ist es mit dem Spielerschutz aber natürlich noch nicht getan.

Denn aus staatlicher Sicht muss vor allem der Spielsucht entgegengewirkt werden. Eine Lizenzvergabe ist deshalb auch an die Verpflichtung gekoppelt, über die Gefahr von Spielsucht zu informieren und Beratungsangebote zu schaffen. Zusätzlich sollen Panik-Button (die einige Anbieter bereits eingebettet haben) Spielern die Möglichkeit geben, sich bei übermäßigem Konsum selbst auszuschließen.

Doch auch diese Maßnahmen gehen noch nicht weit genug. Schließlich zeigen laut einer aktuellen Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) 229.000 Spieler in Deutschland ein problematisches Spielverhalten.[1]

Daher soll es einen weiteren Schutz geben: Frühwarnsysteme, die gefährdete Spieler erkennen und sperren. Solche Frühwarnsysteme müssen die Betreiber von Online Glücksspielen in Zukunft einbauen.

Besserer Spielerschutz durch Frühwarnsysteme

Nach schleswig-holsteinischem Vorbild, wo bereits eine Spielerdatei geführt wird, soll eine Speicherung von Spielerdaten zukünftig auch bundesweit durchgeführt werden. Die Datenerhebung erfolgt durch Algorithmen und beinhaltet Angaben zu allen wichtigen Spielaktionen.

Der Leiter der Forschungsstelle Glücksspiel, Dr. Steffen Otterbach, erläutert dies wie folgt:

„Daraus lassen sich wertvolle Informationen über das Spielverhalten ableiten: Wie oft wird gespielt? Wie viel Zeit verwendet jemand darauf? An welchen Wochentagen wird gespielt? Zu welcher Tages- und Nachtzeit wird gespielt? Wie hoch ist die Summe der Einzahlungen? Macht ein Spieler Spielpausen? Wie viel Geld wird unterm Strich verspielt? Letztendlich geht es darum, anhand dieser Daten, Spielende mit einem problematischen Spielverhalten möglichst früh zu identifizieren.“[2]

Die Wissenschaftler der Universität Hohenheim haben die gesammelten Log-Daten aus Schleswig-Holstein stichprobenartig ausgewertet. Es fehle jedoch noch an Klarheit, wann Spielverhalten als problematisch eingestuft wird.

Maschinelles Lernen

Das alleinige Erfassen von Daten durch festgeschriebene Programme reicht also nicht aus. Durch sogenanntes Maschinelles Lernen sollen die Frühwarnsysteme deshalb verbessert werden. Maschinelles Lernen basiert auf künstlicher Intelligenz: Je mehr Daten gesammelt werden, desto besser lässt sich zukünftiges Verhalten vorhersagen.

Diese Technik ist heutzutage in vielen Bereichen üblich. Beispiele dafür, die jeder aus seinem Alltag kennt, sind Social Media, Online Shopping oder auch Streamingdienste. Auch im Glücksspielbereich werden Spielern ganz gezielt bestimmte Slots angezeigt.

Das Zauberwort in diesem Zusammenhang lautet: Personalisierung. Die Personalisierung im Internet hat viele Vorteile, z.B. Vorschläge für persönlich zugeschnittene Gamingangebote. Es stellt sich aber immer auch die Frage, was mit den persönlichen Daten genau passiert.

Der Datenschutz bei Frühwarnsystemen

Um Frühwarnsysteme aufzubauen, werden Aktionen, die jemand während des Spiels macht, in Zukunft gesammelt und gespeichert. Dies bringt natürlich einige datenschutzrechtliche Herausforderungen mit sich. Dazu erklärt Benjamin Bäßler, Abteilungsleiter beim Landesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit Baden-Württemberg:

„Die Analyse der Frühwarnsysteme und damit des digitalen Spielverhaltens ermöglicht tiefe Einblicke in die Privatsphäre der Spielenden, weshalb dabei die Einhaltung datenschutzrechtlicher Grundsätze von besonderer Bedeutung ist.“ [3]

Unklar ist also noch, wie Frühwarnsysteme mit einem ausreichenden Datenschutz in Einklang gebracht werden können.

Fazit

Die Forschungsstelle Glücksspiel der Universität Hohenheim hat sich auf ihrer diesjährigen Tagung mit dem Spielerschutz bei Online Spielotheken beschäftigt.

Der neue Glückspielstaatsvertrag gibt Spielern schon gute Möglichkeiten an die Hand, sich vor einer Spielsucht zu schützen:

  •   Anzeigen von Gewinnen und Verlusten bei jedem Login
  •   Pause zwischen einzelnen Spins von 5 Sekunden
  •   Einzahllimit bis 1000 € pro Monat
  •   Panik-Button zur Selbstsperrung

Die Verantwortung für einen angemessenen Spielerschutz liegt aber auch bei den Gaming Plattformen selbst. Sie müssen Frühwarnsysteme einrichten, die Spieler mit auffälligem Verhalten erkennen.

Um bessere Vorhersagen treffen zu können, kann die Technologie des Maschinellen Lernens genutzt werden. Wie sich das mit dem Datenschutzgesetz vereinbaren lässt, bleibt noch abzuwarten.

Quellen

[1] https://www.dhs.de/suechte/gluecksspiel/zahlen-daten-fakten

[2] https://www.uni-hohenheim.de/pressemitteilung?tx_ttnews%5Btt_news%5D=54261&cHash=cb7ddb4655a5d1def8a480a9a9dcf19d

[3] https://www.uni-hohenheim.de/pressemitteilung?tx_ttnews%5Btt_news%5D=54261&cHash=cb7ddb4655a5d1def8a480a9a9dcf19

 

Beitrag vom 21. April 2022

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