Die Gauselmann Geschichte – und damit die Geschichte der Merkur Automaten – begann im Jahr 1957, als Paul Gauselmann das Unternehmen gründete. Die Gauselmann-Familienstiftung hat ihren Hauptsitz in Espelkamp, einem beschaulichen Ort mit 24.000 Einwohnern im Nordosten Nordrhein-Westfalen. Es ist ein Familienunternehmen mit weltweit mehreren Tausend Mitarbeitern.
Paul Gauselmann
Paul Gauselmann wird gerne als “Automatenpapst” oder “Deutschlands Automatenkönig” bezeichnet. Aber auch in den Medien hat er einige Spitznamen bekommen. Die FAZ nannte ihn zum Beispiel, eher anklagend, den “Kasino Kapitalisten”.
Paul Gauselmann ist ganz bestimmt eine skurrile Marke für sich. Er fährt mit Merkur-Sonnen auf seinen Felgen durch Espelkamp, und auf der Krawattennadel an seinem typischen Dreiteiler sieht man die Merkur-Sonne glitzern.
Auch in seinem Büro in Espelkamp gehen die Skurrilitäten weiter: Ein künstlicher Brunnen mit einer Kristallkugel, der friedlich plätschert und die obligatorischen, lärmenden Spielautomaten, die direkt neben dem eingerahmten Bundesverdienstkreuz stehen.
Gauselmann startete selber seine Karriere als Jahrgangsbester der Volksschule in Münster. Er fing als Fernmelderevisor bei “Telefonbau und Normalzeit” an und wechselte 1956 zu einer Automatenfirma. Schon damals hatte er einen Riecher für das gute Geschäft und wechselte des Geldes wegen in die Automatenbranche.
Diese Automatenfirma war Importeur amerikanischer Musikboxen und hatte ihren Sitz in Coesfeld. Nach einem Jahr wollte Gauselmann mehr und er gründete neben seiner Festanstellung seine eigene Firma, die ab 1957 Musikautomaten aufstellte.
Der Beginn der Merkur Spielautomaten
1964 ging er noch einen Schritt weiter, kündigte seine feste Anstellung und gründete mit seinen Brüdern Willi und Eugen eine Firma, die gebrauchte Musikboxen so umbaute, dass sie ein neues Gehäuse bekamen. Schon damals waren dort 15 Angestellte beschäftigt.
Jedoch bemerkten die Gauselmann-Brüder schnell, dass nicht in Musikboxen das Geld liegt, sondern in Automatenspielen. Dies brachte die Brüder dazu, in diese Branche zu investieren. So wurden sie schnell Marktführer in dem Geschäft mit den sogenannten Geld-Gewinn-Spiel-Geräten (GGSG).
Das erste Geld-Gewinn-Spiel-Gerät
Ein wichtiger Entschluss der Gauselmann-Familienstiftung war die Herausgabe des ersten Geld-Gewinn-Spiel-Geräts. Dieses erste Spielgerät der Gauselmann Brüder, der “Merkur B”, war ein Überflieger und wurde sofort eines der beliebtesten Automatenspiele im Erscheinungsjahr 1977.
Nach vier Jahren war der Automat fertig entwickelt und Gauselmann führte mit dem Automaten Disc 100 die bekannte Sonne als Symbol für die Merkurautomaten ein. 1984 gelingt den Brüdern dann endgültig der Durchbruch und sie übernehmen die Marktführung unter den Automatenherstellern.
Die erste Spielothek
Ein Meilenstein in der Geschichte der Gauselmann-Familienstiftung war die Erfindung der modernen Spielhalle, den Merkur Spielotheken. Seit 1974 in Delmenhorst die erste Merkur Spielothek eröffnete, haben bis heute ungefähr 400 weitere eröffnet.
Das Tochterunternehmen MERKUR CASINO GmbH entwickelte sich in den nächsten Jahrzenten bis heute zum Marktführer der Spielothekenketten in Deutschland.
In sieben weiteren europäischen Ländern betreibt die MERKUR CASINO International GmbH ca. 380 Spielotheken. Derzeit finden sich Spielotheken in Bulgarien, Kroatien, Spanien, Tschechien, Serbien, das Vereinigte Königreich Großbritannien und Holland.
Die Firmengeschichte
Ab 1980 war die Firma rechtlich eine sog. Zentralverwaltungsgesellschaft mbH. Diese wurde 1990 in die Gauselmann AG umgewandelt. Die Aktiengesellschaft wurde gegründet, um eine Holding (Dachgesellschaft) für die einzelnen Tochterunternehmen zu haben.
Zu den bekanntesten Tochterunternehmen zählen die MERKUR CASINO GmbH und die MERKUR CASINO International GmbH als Betreiber von in- und ausländischen Spielotheken. Seit 2013 betreibt die Gauselmann Gruppe in Deutschland unter dem Namen MERKUR SPIELBANKEN auch sieben Spielbanken. Daher verbindet man den Namen Gauselmann oft direkt mit der Merkur Sonne. Das Firmenlogo, die Merkur Sonne, kommt übrigens daher, dass die Firma in dem Jahr gegründet wurde, das im Zeichen des Merkur stand.
Am geläufigsten ist meistens die Bezeichnung Gauselmann Gruppe. Seit der Überführung des Unternehmens in eine Familienstiftung ist auch die Bezeichnung Gauselmann-Familienstiftung gängig.
Die Gauselmann-Familienstiftung
Die Gauselmann-Familienstiftung wurde Anfang 2016 gegründet und besteht aus einem Stiftungsvorstand und -beirat, einem Vorstand sowie einem Aufsichtsrat.
Die Familie Gauselmann (von links Sohn Armin, Ehefrau Karin, Sohn Karsten, Paul Gauselmann und Sohn Michael)
Zum Stiftungsvorstand der Gauselmann-Familienstiftung gehören:
- Paul Gauselmann (Vorsitzender)
- Armin Gauselmann (Stellvertretender Vorsitzender)
- Manfred Stoffers (Mitglied)
Für eine Familienfirma bietet die Rechtsform einer Stiftung im Gegensatz zu einer Aktiengesellschaft einige Vorteile. Dabei wird das Firmenvermögen auf die Stiftung übertragen und die Angehörigen erhalten die Erträge aus diesem Vermögen (z.B. Zinsen). Somit bleibt das Familienvermögen dauerhaft gesichert.
Das Vermögen ist dadurch gegen Ansprüche von Gläubigern und Angeheirateten im Falle einer Scheidung geschützt. Außerdem bewahren die festgelegten Stiftungsbestimmungen vor einer grundlegenden Veränderung der bisherigen Firmenpolitik. So kann der Firmengründer bis über seinen Tod hinaus auf die Führung des Unternehmens Einfluss nehmen.
Der Vorstand der Gauselmann Gruppe setzt sich wie folgt zusammen:
- Paul Gauselmann (Vorstandssprecher)
- Armin Gauselmann (Stellv. Vorstandssprecher)
- Manfred Stoffers (Marketing, Kommunikation, Politik)
- Dr. Werner Schroer (Technik)
- Jürgen Stühmeyer (MERKUR Vertrieb)
- Dieter Kuhlmann (Spielbetriebe)
- Lars Felderhoff (Finanzen)
Der Aufsichtsrat besteht aus folgenden Mitgliedern:
- Manfred Grünewald (Vorsitzender, ehemaliger geschäftsführender Gesellschafter)
- Karsten Gauselmann (Hotelier)
- Janika Gauselmann (Finanzanalystin)
Janika Gauselmann ist die einzige Frau in der Führungsriege. Sie ist die Enkeltochter von Paul Gauselmann.
Die Dachgesellschaft und weitere Tochterunternehmen
Die Dachgesellschaft Gauselmann AG bildet das Herzstück des Unternehmens. Sie hat ihren Hauptsitz nach wie vor in Nordrhein-Westfalen und vereint die beiden Geschäftsbereiche MERKUR und Spielbetriebe miteinander.
Der Unternehmenssektor MERKUR entwickelt und vertreibt Spiele, Spielautomaten, Online-Spiele sowie IT-Lösungen für Online-Spielotheken und den Sportwettenbereich. Zu diesem Teil gehören noch fast zwanzig Tochterunternehmen.
Der Geschäftsbereich Spielbetriebe umfasst sämtliche Spielotheken im In- und Ausland, die Spielbanken, die Spielbankbetriebe auf Kreuzfahrtschiffen, Sportwettenangebote On- und Offline sowie den Betrieb von virtuellen Spielhallen. Weitere 21 Tochterunternehmen zählen zu diesem Geschäftszweig.
Vor allem der Online-Spielbetrieb wurde in den letzten Jahren stark ausgebaut.
Corporate Social Responsibility – Gesellschaftliche Verantwortung
Das Hauptquartier der Gauselmann Gruppe befindet sich im Raum Minden-Lübbecke. Die Paul und Karin Gauselmann Stiftung unterstützt daher vorwiegend in dieser Region sportliche, kulturelle und soziale Projekte.
Die örtlichen Fußball-, Handball- und Tennisclubs wurden von dem Unternehmen schon mit verschiedenen Geldspenden, neuen Hallen oder Kunstrasen unterstützt – vor allem der Tennisclub, in dem Gauselmann 2016 mit der erfolgreichen Seniorenmannschaft die deutsche Tennis-Meisterschaft gewann.
Zu dem Engagement gehört nicht nur die Unterstützung der verschiedenen Fußball- oder Tennisclubs, sondern auch diverse Sponsorate, zum Beispiel bei den Gerry Weber Open (mittlerweile Noventi Open) in Halle. Außerdem wurde das Prestige Projekt, die “Merkur Arena” 2009 für den Handballverein TSN Lübbecke im Auftrag der Familie Gauselmann gebaut.
Das gesellschaftliche Engagement ist nicht nur ein Branding Faktor für die Gauselmann-Familienstiftung (und gerade in der Glücksspiel-Branche ein nicht unwichtiger), sondern hat auch andere Auswirkungen. Paul Gauselmann wurde für sein Engagement mit dem Bundesverdienstkreuz und mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet und wurde zu seinem 70. Geburtstag im Jahr 2004 zum Ehrenbürger der Region ernannt.
Laut Wikipedia wird das Bundesverdienstkreuz für “besondere Leistungen auf politischem, wirtschaftlichem, kulturellem, geistigem oder ehrenamtlichem Gebiet verliehen”. An Gauselmann wurde es für sein herausragendes, gesellschaftliches Engagement und den Einsatz in der deutschen Automatenindustrie vom damaligen Bundespräsidenten Johannes Rau verliehen.
Schloss Benkhausen
Damit nicht genug: Gauselmann wäre nicht Gauselmann, wenn das Engagement nicht etwas Exklusives hätte: 2010 erwarb die Familie das 500 Jahre alte Schloss Benkhausen, um es nach Umbauten und Renovierung als neues Ausbildungszentrum zu nutzen. Nicht kleckern, sondern klotzen ist hier die Devise, denn für den Nachwuchs wird an nichts gespart.
Schloss Benkhausen | © Claudia Hecke, Michael Chrobok
Bis dahin diente das Gelände fünfzig Jahre lang Menschen mit Behinderung als Wohnraum und Arbeitsstätte.
Deutsches Automatenmuseum
Die Gauselmanns verstehen sich auch als die Hüter der Geschichte der Geld-Gewinn-Spiel-Geräte (GGSG). Mit dem Deutschen Automatenmuseum (DAM) auf Schloss Benkhausen tragen sie dazu bei, die Entwicklung der Spielautomaten zu dokumentieren. Das Museum ist das Aushängeschild der Familie und wird seit 1999 von Armin Gauselmann geführt.
Seit Michael Gauselmann Mitte der Achtziger Jahre den ersten Münzautomaten erwarb, werden Besuchern aus der mittlerweile 1800 starken Sammlung ca. 200 Ausstellungsstücke regelmäßig präsentiert. Auch eine Werkstatt gehört zu dem Automatenmuseum. Hier werden Geräte von Fachmännern gewartet und aufgearbeitet.
Nachhaltigkeit und Umweltschutz
„Um einen wirkungsvollen Beitrag gegen den Klimawandel zu leisten, möchte ich für jedes meiner bisherigen Lebensjahre 1.000 Bäume stiften“, so ließ der Firmeninhaber der Gauselmann Gruppe anlässlich seines 85. Geburtstages verlauten. (Quelle: gauselmann.de)
Aus der ursprünglich spontan geborenen Idee entstand die Initiative Bäume fürs Leben. Insgesamt sollen 85.000 Laubbäume auf sogenannten Aufforstungsgebieten in Deutschland gepflanzt werden.
Weitere Maßnahmen für den Umweltschutz sind unter anderem der Einbau von LED-Lampen in die Spielautomaten sowie die Umrüstung auf LED in Bürogebäuden und Spielstätten.
Hilfe für die Ukraine
Da auch in Espelkamp, dem Firmenhauptsitz der Gauselmann Gruppe, geflüchtete Ukrainer dringend eine Bleibe suchen, spendete das Unternehmen acht ausrangierte Bürocontainer als Unterkünfte für Kriegsflüchtlinge. Die Container waren während des Baus eines neuen Firmengebäudes vorübergehend von IT-Mitarbeitern genutzt worden.
Gesellschaftliche Verantwortung bei Spielsucht
Die 2015 ins Leben gerufene Paul und Karin Gauselmann Stiftung unterstützt Familien von Minderjährigen, die spielsüchtige Eltern oder Elternteile haben, bei finanziellen Engpässen. Dieses Engagement ist für die Gauselmann Gruppe ein Teil der gesellschaftlichen Verantwortung.
Dass dieses Engagement keineswegs als Eingeständnis einer Mitschuld des Automatenherstellers an der Spielsucht vieler Spieler zu verstehen ist, beeilt sich jedoch Mario Hoffmeister, Leiter des Zentralbereichs Kommunikation und seit 2002 im Unternehmen tätig, klarzustellen. Die Menschen vor dem Automaten seien das Problem und nicht der Geldspielautomat an sich, so Hoffmeister. Die offizielle Begründung lautet: “Jemand der zu viel spielt, hat im Grunde schon immer eine Vorbelastung und das Spiel kompensiert diese als solches dann.”
Responsible Gaming
Das verantwortungsvolle Spielen – unter dem englischen Schlagwort “Responsible Gaming” branchenweit in aller Munde – ist auch beim Internetauftritt des Unternehmens einer der Hauptmenüpunkte. Unter dem Stichwort Verbraucherschutz und Prävention können sich alle Interessierten über Hotlines, Selbsthilfegruppen und die hauseigenen Maßnahmen der Gauselmann Gruppe informieren, die helfen sollen, Spielsucht aktiv vorzubeugen und zu verhindern.
Die Maßnahmen bestehen primär in folgenden Punkten:
- Das professionell geschulte Personal soll Spielsüchtige oder potentiell gefährdete Spieler frühzeitig erkennen können.
- In allen Spielotheken herrscht Alkoholverbot.
- Broschüren liegen in den Spielotheken aus, die die Spieler über Hotlines und andere Angebote informieren sollen
Verschiedene Informationen und Warnhinweise sind auf den einzelnen Spielautomaten angebracht.
Inwieweit es auch professionell geschultem Personal überhaupt möglich sein kann, Spielsucht oder gar die gefährdeten Spieler zu erkennen, ist fraglich. Ein Umstand, den auch der Pressesprecher Mario Hoffmeister in einer Fernsehreportage über Spielsucht einräumen muss. Und selbst wenn es den Mitarbeitern in den Merkur Spielotheken gelingen sollte, betroffene Spieler auf die Gefahren ihres Spielverhaltens hinzuweisen, steht dies doch in krassem Widerspruch zu den zahlreichen Berichten ehemaliger Spielsüchtiger, die sich durch die kostenlosen Getränke, bereitgestellte Zigaretten oder Snacks doch auch von den Mitarbeitern eher zum Bleiben und Fortsetzen ihres Spiels ermuntert sahen.
In derselben Fernseh-Reportage wurde Paul Gauselmann dazu befragt, wie er damit umgeht, dass ein Teil seines Vermögens von Spielsüchtigen kommt. Die Antwort kam ohne große Überlegung: “Wie kann man das abschaffen? Meinen Betrieb möchte ich nicht aufgeben. (…) Es gibt immer Menschen, die ihr eigenes Ich nicht unter Kontrolle haben. Es ist eine Frage des Willens. Aber wir nutzen das doch nicht aus.”
Ihm zufolge ist es nur ein kleiner Prozentsatz von denen, die seine Spielotheken besuchen, der “effektiv übertreibt”. Das Problem der Spielsucht ist daher halb so schlimm, so Gauselmann: Nur 60-70 Menschen rufen im Monat bei der Hilfe-Hotline an.
Experten schätzen jedoch, dass ganze 56 % der Einnahmen der Spielotheken von Spielsüchtigen generiert werden. (Quelle: wiso.uni-hamburg.de).
Eine im Auftrag der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung 2021 durchgeführte Untersuchung zum Glücksspielverhalten und Glücksspielsucht in Deutschland kam zu dem Ergebnis, dass 2,3 % der rund 12.000 Befragten Anzeichen für eine Glücksspielstörung aufweisen (Quelle: isd.hamburg.de).
Engagement in der Glücksspielbranche
Paul Gauselmann engagiert sich auch in der Automatenbranche außerhalb seines Unternehmens. 1966 wurde er Mitglied im Vorstand des Deutschen Automaten Verband e.V. (DAV) in Nordrhein-Westfalen. Vier Jahre später wurde er dann zum Vorstandsvorsitzenden gewählt.
Außerdem war er Vizepräsident des bundesweiten Aufstellerverbandes ZOA (Zentralorganisation der Automatenunternehmer) sowie bis 2019 insgesamt fast vierzig Jahre im Vorstand des Verbandes der Deutschen Automatenindustrie e.V. tätig. Dadurch konnte er auf die Entwicklung der Spielautomatenbranche in der Bundesrepublik jahrzehntelang einen großen Einfluss nehmen.
Die Gauselmann Gruppe und die Spenden
Das Jahr 2011 wartete mit einigen Hindernissen auf den Gauselmann Konzern. Hier kam an die Öffentlichkeit, dass die Gauselmann AG Millionen Euro an verschiedene Abgeordnete gespendet haben soll. Paul Gauselmann soll ein ausgeklügeltes System entwickelt haben, in dem er jährlich bis zu 20 Führungskräfte dazu aufforderte, die Abgeordneten mit Finanzspritzen zu unterstützen. Dies sollte helfen, in der Politik mehr Verständnis für die Spielautomatenbranche aufzubringen.
Bis zu 70.000 € sollen die leitenden Angestellten in Jahren der Bundestagswahlen so gespendet haben. Jetzt fragt man sich natürlich: was haben die Mitarbeiter davon? Wie kam das Geld wieder in ihre Taschen? Dazu wurde keine Antwort gefunden. Es sieht also so aus, als ob die Mitarbeiter, ohne etwas im Gegenzug zu erhalten, bis zu 6000 € jährlich von dem eigenen Sparkonto gespendet haben.
“Die Parteien rufen an und wollen Geld”
Auch Gauselmann ging in Interviews sehr offen mit den Spenden um. In einem Interview mit der Frankfurter Rundschau sagte er ehrlich: “Ich habe meinen Spitzenleuten, die sehr gut verdienen, tatsächlich gesagt: Unser Geschäft ist abhängig von den Gesetzen der Politik. Deshalb erwarte ich von Euch, dass ihr etwas spendet.”
Die Spenden der Mitarbeiter waren aber nicht das einzige Geld, was die Politiker bekommen haben: Auch die Familie Gauselmann soll mehrere Tausend Euro gespendet haben, aufgeteilt in kleine Portionen. Normalerweise müssen Spenden ab 10.000 € in den Rechenschaften der Partei verzeichnet werden, da es sich aber um kleinere Beträge handelte, mussten diese nirgendwo dokumentiert werden.
Die Begründung hatte Paul Gauselmann parat: “Als Firma kann man Parteispenden ja nicht absetzen. Also haben wir das auf Familienmitglieder verteilt, denn einzelne Personen können bei Spenden bis 3300 Euro so sehr wohl Steuern sparen.”
Ein System, das für die Gauselmanns funktionierte und auch rechtlich einwandfrei war. Aber nur weil es gesetzlich erlaubt ist, ist es ja nicht immer auch gleichzeitig korrekt und moralisch vertretbar. Das Ende der Geschichte war in jedem Falle, dass alle Verfahren eingestellt wurden und Gauselmann offiziell keine Schuld trifft.
Umsatz
Man kann über die Gauselmann Gruppe denken was man möchte, aber klar ist, dass sie aus vielen guten Geschäftsmännern besteht. Die Zahlen, die Größe und das stetige Wachstum zeigen einen gesunden Sinn für das gute Geschäft. Von 2011 bis 2012 hatte die Firma ein Mitarbeiterwachstum von ca. 6300 auf knapp 8000. Mittlerweile ist das Unternehmen über 13.000 Mitarbeiter stark.
Der Umsatz von allen Tochterunternehmen betrug im Jahr 2012 1,205 Mrd. Euro, im Jahr davor waren es “nur” 1,077 Mrd. Euro.
Umsatzentwicklung während der Corona-Krise
Doch natürlich hat die Corona-Pandemie auch vor der Glücksspielindustrie keinen Halt gemacht. Wie eine Statistik der bundesweiten Umsätze zeigt, hatte die Branche mehr als zehnprozentige Einbußen zu verzeichnen. Die Umsätze des gesamten legalen Glücksspielmarktes lagen 2019 noch bei knapp 45 Millionen Euro.
Doch trotz dieser Rückläufigkeit im Gegensatz zum Vorjahr, entfallen im Jahr 2020 noch immer fast 18 Mio. Euro auf Spielautomaten und etwa sechs Millionen auf Spielbanken.
Dennoch blieb auch der Gauselmann-Konzern nicht gänzlich von Verlusten verschont.
Im Gegensatz zum Vorjahr sank die Anzahl der Angestellten um ca. 750 Personen und der Gesamtumsatz ging zurück. Die umgesetzten Summen aus Deutschland und dem europäischen Geschäftsraum halten sich dabei fast die Waage.
Die exakten Geschäftszahlen aus den Jahren 2019 und 2020 können hier nachgelesen werden.
Erste deutsche Slot-Lizenz für Gauselmann Gruppe
Trotz der Corona-Krise ist die Gauselmann Gruppe nach wie vor ein Gigant der Glücksspielbranche, wie die Vergabe der ersten deutschen Glücksspiellizenz zeigt. Diese ging im Mai 2022 nämlich an Mernov, ein Tochterunternehmen der Gauselmann Gruppe. Mernov ist ein 2020 frisch in Berlin gegründetes Unternehmen und wird mit drei neuen Marken auf dem Slotmarkt starten, darunter Jackpot Piraten und Bing Bong.
Nach der Erlassung des Glücksspielstaatsvertrages wird Glücksspiel nun also auch in Deutschland legal geregelt sein. Es bleibt spannend, wie viele der noch folgenden Anbieter mit einer Lizenz ebenfalls zur Gauselmann Gruppe gehören werden.